GESCHICHTE DES HAUSES
Graf Gundacker Thomas von Starhemberg
Nach der Zweiten Türkenbelagerung (1683) wurden in den Wiener Vorstädten zahlreiche barocke Gartenpalais gebaut. Das Palais Schönburg (ehemals Palais Starhemberg) ist eines der wenigen unter ihnen, das heute noch erhalten ist. Das ursprünglich unbebaute Schaumburger Gut auf der Wieden befand sich seit 1450 im Besitz der Familie Starhemberg. Graf Gundacker Thomas von Starhemberg, ein Halbbruder von Graf Ernst Rüdiger, dem Verteidiger Wiens während der Zweiten Türkenbelagerung, erweiterte Anfang des 18. Jahrhunderts das Anwesen durch mehrere Zukäufe.
Johann Lukas von Hildebrandt
In den Jahren 1700-1706 ließ er durch Johann Lukas von Hildebrandt das Gartenpalais errichten. 1811 wurde das Anwesen an den Oberstmundschenk des Königs von Ungarn, Grafen Joseph Nepomuk Keglevich von Buzin, verkauft. Dieser veranlasste den Umbau des Palais im Empire-Stil durch den Architekten Franz Jäger jun. Dabei entstand der Bibliothekssaal und die damals noch einstöckigen Seitenflügel wurden um ein Geschoss aufgestockt. Weiters wurden die bisherigen Mansarddächer durch Zeltdächer ersetzt. Damals dürfte auch der vormals französische Garten in einen englischen Park umgestaltet worden sein.
1841 erwarben die Fürsten Schönburg-Hartenstein das Palais und bauten - mit Ausnahme der
prächtigen Bibliothek - sämtliche Räume um. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Eigentum auf drei Erben aufgeteilt. Zwei Drittel der Anteile wurden zunächst an die heute nicht mehr existierende Conti Bank verkauft. Anschließend wurden sie an die Unternehmer Danek und Marian Gertner veräußert, die 1979 durch Erwerb des letzten Anteils von Caroline Schönburg-de-Laserna Alleineigentümer des Anwesens wurden. Heute gehört es der
Gertner Immobilien GmbH.
BAU-HISTORIE
Das heute dreigeschossige Palais besteht aus einem halbzylindrischen Mittelrisalit, der straßenseitig nach vorne gewölbt ist, sowie aus zwei dreiachsigen Seitenflügeln, die links und rechts an den Mitteilteil anschließen. Lukas von Hildebrandt hatte die mächtige straßenseitige Rundung des Mittelteils als offene Wagendurchfahrt mit mehreren Arkaden erbaut. Diese wurde - wahrscheinlich im Zuge des durch die Familie Schönburg-Hartenstein 1841 veranlassten Umbaus - zugemauert und in ein elegantes Vestibül im Stil des Klassizismus (Empire) umgewandelt. Die seinerzeit mittlere Arkadeneinfahrt dient heute als Haupteingang. Die Attika des Mittelrisalits wird von einer doppelgeschossigen, mit Figuren besetzten Balustrade gerahmt.
Die repräsentativsten Räume des Palais sind der
achteckige Festsaal im ersten Obergeschoss (Beletage), die in derselben Etage befindliche Bibliothek mit ihren einzigartigen Intarsien und schließlich das Vestibül mit seiner in gegenläufigem Oval geschwungenen Doppeltreppe. Sämtliche Räume sind im Empire-Stil gehalten, wobei die Bibliothek aus dem frühen 19. Jahrhundert (Bauherr: Graf Buzin) stammt, während die übrigen Räume ihre heutige Gestalt Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Familie Schönburg erhielten.
Der Park ist mit dem Festsaal durch eine zweiarmige, sich zum Gebäude hin verjüngende Freitreppe verbunden. Von der ursprünglichen barocken Gartenanlage, wie sie etwa in der "Scenographie" Wiens (1769-1774) von Joseph Daniel von Huber und in den Stichen von Salomon Kleiner überliefert ist, sind noch die beiden steinernen Sphingen erhalten. Sie säumen die Toreinfahrt des Grundstücks.